Bild-Quelle: pixabay_network, HBC, ABB, Siemens, Microsoft;PTC
Im Bericht zu Schritt 2 habe ich Argumente für die Auswahl der ein oder anderen IIoT-Plattform dargestellt. Hier noch einmal kurz im Überblick und mit den Anmerkungen, die meine persönlichen Recherchen ergeben haben. Wobei die meisten Anbieter keine klaren Antworten gegeben haben, sondern gerne erst einmal auf notwendige Beratungsleistungen verweisen, die dann häufig noch von Partnerfirmen durchgeführt werden sollen:
Beispiel SAP: Hat ein Unternehmen z.B. ein ERP-System von SAP im Einsatz, ist sicherlich eine Conversion zu S/4HANA und der Schritt zur S/4HANA Cloud sinnvoll, da es für SAP-Produkte bereits fertige Schnittstellenlösungen in Richtung ERP gibt, die lediglich eingespielt werden müssten. Eine Migration zu S/4HANA, der neuen SAP Business Suite, ist schon deshalb sinnvoll, da SAP zum Ende 2025 den Support für die alten ERP-Systeme abschalten wird. Um jedoch eine IIoT-Lösung umzusetzen, wird er hier auch noch das neue „Digital Innovation System“ SAP Leonardo benötigen. Andererseits findet der Ventilatorenbauer, und an dem Beispiel habe ich ja meine bisherigen Berichte ausgerichtet, bei der IoT-Plattform der SAP keine fertigen Lösungen zu den im kompletten Ventilatorsystem verwendeten Antriebskomponenten (Motor und Frequenzumrichter). Die dann erforderlichen Multi Cloud Lösungen werden durch SAP entweder auf Infrastrukturebene oder auf Services Basis unterstützt. Ein großer Nachteil für Klein- und Mittelständler ist aus meiner Sicht, sollte ich das richtig recherchiert haben, ein nicht vorhandenes skalierbares Lizenz-Modell. D.h. es kommen hohe Kosten zusammen.
Beispiel Microsoft Azure: Hat ein Klein- oder Mittelständler aber aktuell keine SAP-Lösungen im Einsatz und möchte er sich prinzipiell mit der Plattform-Technologie erst einmal befassen, sollte er sich aus Kostengründen auf jeden Fall erst einmal die verschiedenen Lizenz-Modelle der einzelnen Anbieter ansehen. Auch sollte er Wert darauf legen, dass der Anbieter ein skalierbares Modell anbietet. D.h. dass er nur die Leistungen bezahlt, die er gerade in Anspruch nimmt. Wobei auch hierbei auf die Feinheiten zu achten ist. So zahlt man z.B. bei der Microsoft Azure nicht die Leistungen, die man gerade in Anspruch nimmt, sondern die Leistungen die Microsoft live bereitstellt. D.h. man sollte darauf achten, dass man Aktionen die man einmal gebraucht hat, aber akut nicht in Anspruch nimmt immer wieder löscht. Einen der Vorteile für Neueinsteiger bietet auf den ersten Blick die Bereitstellung einer kostenlosen Testversion für 12 Monate. Wobei auch dieses Angebot nur für ausgewählte Dienste bereit steht. Ob dazu dann die erforderlichen Azure IoT, Azure IoT Edge, Azure Digital Twin und Azure IoT Central etc. gehören konnte ich leider nicht herausfinden.
Beispiel PTC ThingWorx: Der Vollständigkeit halber möchte ich auch noch kurz die IoT-Plattform ThingWorx von PTC erwähnen, die ja in vielen Berichten und in eigener Darstellung als die Marktführende IoT-Plattform tituliert wird. Für die von mir beschriebene Aufgabenstellung würde aber die Plattform (ohne Augmented Reality) laut Listenpreis bereits zwischen 26k€ und 47k€ Lizenzkosten betragen. Darin enthalten sind 50 Maschinen und 5 Lizenzen für Applikationsentwickler. Jede weiter Maschine kostet maximal 60€. Dafür existieren KEINE weiteren Lizenzkosten hinsichtlich Benutzer, Module oder Datentraffik. Auch wenn der Kunde damit alles hat, was er braucht, glaube ich doch, dass diese Einstiegskosten für den Klein- und Mittelständler des Ventilatorenbaus nicht das Mittel der Wahl sind.
Beispiel ABB Ability oder Siemens MindSphere: Speziell der Ventilatorenbauer setzt in seinen kompletten Ventilator-Systemen ja Antriebs-Komponenten wie E-Motore und Frequenzumrichter ein, die bei dem Vorhaben eines IIoT-basierten Predictive Maintenance ja in jedem Fall mit in die Betrachtung einbezogen werden müssen. Hier wird sicherlich für den ein oder anderen Ventilatorenbauer auch die Frage eine Rolle spielen welchen Anbieter er als Hauptlieferanten für seine Antriebskomponenten einsetzt, wenn nicht gerade Kundenforderungen Ausnahmen erforderlich machen. ABB Ability, Siemens MindSphere oder WEG IoT Platform sind hier mögliche Kandidaten die jeweils ein vereinheitlichtes, branchenübergreifendes digitales Angebot – vom Gerät über Edge bis zur Cloud – mit Geräten, Systemen, Lösungen, Diensten und einer Plattform anbieten . Während jedoch ABB Ability z.B. mehr eine Art AppStore in Anlehnung an deren Produktsortiment ist, bietet die Siemens MindSphere außer einem AppStore eine komplette Entwickungsumgebung und eine Vielzahl an PLM-Software an. Mit der Mind Connect-Integration für On-Premise IT/OT Systeme & 3rd Party Cloud bietet die MindSphere meiner Meinung nach volle Integrationsmöglichkeiten, sowohl auf Daten der eigenen IT als auch auf Daten anderer Cloud-Anbieter. Darüber hinaus bietet die PLM-Software Teamcenter der MindSphere sogar ein Gateway für SAP S/4HANA, das eine Integration zum SAP S/4HANA, On-Premise-Edition ab Version 1610 um auch Benutzern mit eigener SAP-Software eine einfache Integration zu bieten. Auch könnte für den Ventilatorenbauer das reichhaltige Angebot der Siemens PLM Software von Interesse sein. So bietet z.B. das Simcenter 3D eine eigenständige Simulationsumgebung, die vollständig in das 3D-CAD Programm NX integriert ist. Wobei hier das Paket „Fluid dynamics simulation“ eine branchenführende Software für die rechnergestützte Strömungsmechanik bietet. Gerade das aus Ventilatorenbauer Sicht vielfältige passende Angebot im Bereich der PLM-Software und die vordefinierten Lösungen im Bereich IoT zur kompletten Antriebstechnik sind es Wert, sich näher mit der IIoT-Plattform MindSphere zu befassen.
Die weitere Betrachtung möchte ich deshalb an dem Beispiel der Siemens MindSphere vornehmen. MindSphere ist eine offene Cloud-Plattform oder ein „IoT-Betriebssystem“, das von Siemens für Anwendungen im Kontext des Internets der Dinge entwickelt wurde. Der wesentliche Vorteil für den Ventilatorenbauer ist die Tatsache, dass für die im kompletten Ventilatorsystem erforderlichen Hardware Komponenten, wie Motore, Frequenzumrichter, Smart Sensoren, sowie deren Digital Product Twin, Analytik-Tools fertige bzw. anpassbare Dashboards, die komplette PLM-Software, sowie das Low Code System von Mendix integriert sind und damit eine langfristige Perspektive für den erweiterten Ausbau der Digitalisierungsbestrebungen gegeben ist.
Ich werde deshalb die Vorgehensweise für ein Einstiegs-Projekt hieran weiter untersuchen und hoffe in meinem nächsten Bericht diese erläutern zu können.